Ju-Jutsu – Die sanfte Kunst
Bei Ju – Jutsu handelt es sich um eine sehr moderne Kampfsportart, die vor allem entwickelt wurde, um im täglichen Gebrauch verwendet werden zu können. „Ju“ bedeutet nachgeben, ausweichen aber auch sanft. „Jutsu“ lässt sich mit Kunst oder Kunstangriff übersetzen. Ju – Jutsu bedeutet also sanfte Kunst. Aus der Bedeutung lässt sich bereits der Charakter dieser Kampfsportart ableiten, denn Ju – Jutsu ist eine reines Verteidigungssystem, dass vor allem von der Stärke des Gegenüber profitiert. Das Gegenüber soll durch ausweichen oder abfangen besiegt werden. Um einen gegenwärtigen Angriff abzuwehren können jedoch auch verschiedene Schlag- und Tritttechniken eingesetzt werden.
Die Geschichte des Ju – Jutsu
Ju – Jutsu ist aus mehreren Kampfsportarten entstanden. Die Hebel- und Wurftechniken stammen aus dem Aikido, Fall- und Bodentechniken stammen aus dem Judo und die Tritt- und Schlagtechniken wurden aus dem Karate entnommen.
Die Gründer des Ju – Jutsu, wie es heute angewandt und unterrichtet wird, wurden 1967 vom Deutschen Dan-Kollegium beauftragt, eine neue Selbstverteidigung – Kampfsportart zu entwickeln. Hauptauftraggeber jedoch war das Innenministerium. Es sollte ein neues System für Polizei, Zoll und Justiz entwickelt werden, mit dem Ziel, diesen Behörden den optimalen Nutzen in waffenloser Selbstverteidigung zu bringen. Es musste also ein System entwickelt werden, dass vor allem effektive Transport- und Entwaffnungstechniken beinhaltet. Die vollständige Fassung der neu entstandenen Kampfsportart wurde zwei Jahre später, am 22.April 1969 veröffentlicht.
Das System stieß auf durchweg positive Resonanz. Nur wenige Zeit, nachdem das System offiziell bei den Behörden eingeführt wurde, entstanden unterschiedliche Dachverbände, die Ju – Jutsu betrieben. Um sich bei Wettkämpfen messen zu können und außerdem um die Möglichkeit zu haben, Graduierungen erreichen zu können, erließen diese Dachverbände einheitlich gültige Wettkampfverordnungen. Um die nächste Graduierung erreichen zu können, mussten von nun an gewisse Techniken verstanden und angewendet werden können.
Ablauf eines Ju – Jutsu – Kampfes
Ein Ju – Jutsu kampf dauert drei Minuten und besteht aus drei Teilen. Im ersten teil soll versucht werden, das Gegenüber mittel Schlägen zu treffen. Es sind nur seitliche Schläge zulässig, gegen den Kopf dürfen nur Schläge in Form von Leichtkontakt erfolgen.
Im zweiten Teil müssen die Kontrahenten in den Griffkontakt übergehen, was spätestens nach zwanzig Sekunden erfolgen sollte. Ziel dieses Teils ist es, mit Wurf- und Hebeltechniken zu punkten. Hier lässt sich die Grundidee dieser Sportart am deutlichsten erkennen. Die Angriffe des Gegners können durch erlernte Techniken ohne großen Kraftaufwand in wirkungsvolle Würfe wie beispielsweise den Hüftwurf umgewandelt werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil dieses Teils sind die Falltechniken die zu den Grundkenntnissen eines Ju – Jutsu – Kämpfers gehören. Durch einstudierte Fallbewegungen wird die Verletzungsgefahr minimiert und zudem soll ein schnelles Aufstehen ermöglicht werden.
Im Gegensatz zu den beiden ersten Teilen findet dieser Teil auf dem Boden statt. Ziel beim Bodenkampf ist, seinen Gegner so schnell wie möglich mittels eine Hebeltechnik zum Aufgeben zu zwingen. Als äußerst nützlich erweisen sich Nervendruckpunkttechniken, denn so kann der Gegner mühelos fixiert werden und empfindet zusätzlich starke Schmerzen. Sollte nach drei Minuten kein Gewinner ermittelt sein, wird nach einer kurzen Pause nochmals für drei Minuten gekämpft, bis ein Gewinner feststeht.
Das Besondere ist, dass immer wieder zwischen den Teilen gewechselt werden kann, denn ein Aufstehen im dritten Teil führt unweigerlich zu Teil zwei oder drei.
Insgesamt vier Kampfrichter bewerten einen solchen Kampf, wobei einer von ihnen, der Tischkampfrichter, die Punkte zählt und Bestrafungen ausspricht. Bewertet werden Schläge, sowohl das Ausführen wie auch das Blocken, ausgeführte Wurftechniken und natürlich die Hebeltechniken beim Bodenkampf.
Die verschiedenen Graduierungen
Wie bei den meisten Kampfsportarten besteht auch im Ju – Jutsu die Möglichkeit, unterschiedliche Graduierungen zu erhalten. Zu Beginn erhält jeder Kämpfer den Weißgurt. Im Anschluss folgen die Farben gelb, orange, grün, blau, braun. Hierbei handelt es sich um die sogenannten Schülergrade. Die Meistergrade nennt man Dan. Ein Dan – Träger des ersten bis fünften Dan erhält einen Schwarzgurt, im Anschluss folgen drei rot – weiße Dan und anschließend folgen zwei rote Dan. Am gleichfarbigen Gürtel erkennt man die Unterschiede durch Striche, die am Gürtelende angebracht sind.
Ju – Jutsu im Alltag
Seit vielen Jahren bewährt sich Ju – Jutsu immer wieder im Alltag bei vielen Sicherheitsbehörden. Beispielsweise bei der Polizeiausbildung wird Ju – Jutsu bis heute unterrichtet. Gerade die Möglichkeit von Hebeltechniken ist hier besonders gefragt. Probanden können ohne Kraft transportiert oder fixiert werden und je mehr sich dieser dagegen wehrt, desto mehr profitiert man vom Hebel. Der entscheidenden Vorteil jedoch ist, dass das polizeiliche Gegenüber nicht verletzt werden muss, da Ju – Jutsu ohne Schläge und Tritte praktiziert werden kann. Auch Justizbeamte wenden dies Kampfsportart seit langem im Umgang mit renitenten Häftlingen an.
Fazit
Ju – Jutsu ist eine sehr lebendige Kampfsportart, bei der die Selbstverteidigung im Vordergrund steht. Der Angriff eines Gegners kann auf mehrere Arten abgewehrt werden und aufgrund der geringen Anforderungen an die körperliche Kraft handelt es sich um ein System, dass jeder, egal ob Mann oder Frau, sehr gut erlernen und effektiv gegen Angriffe einsetzten kann.