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Kampfkunst als Weg zur Gewaltlosigkeit

15 April 2015 Keine Kommentare

Ist Kampfsport zwangsläufig brutal? Steigert Boxen die Gewaltbereitschaft? Schürt Karate Aggressionen? Diese Fragen stellen sich unweigerlich, wenn Jugendliche den Wunsch äußern, solche

Kampfkunst als Weg zur Gewaltlosigkeit

© Kzenon – Fotolia.com

Kampfsportarten zu erlernen. Die Gewalt an den Schulen steigt, es gibt immer mehr verhaltensauffällige Jugendliche und oft scheint es, als würde der Respekt vor den Mitmenschen langsam aber sicher verloren gehen. Angeblich inspirieren auch Filme und Videospiele zu aggressivem Handeln. Ist es vor diesem Hintergrund überhaupt ratsam, Kampfkunst für Kinder und Jugendliche zu fördern? Ja, sagen Experten. Denn Kampfkunst macht aus Menschen keineswegs Kampfmaschinen – ganz im Gegenteil!

 

Disziplin lehrt Respekt – wie Grenzen und Regeln in der Kampfkunst zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung führen

Durch Kampfsportarten lernen junge Leute ihren Körper kennen und, ihn zu beherrschen. Gerade in der Pubertät ist es oft schwierig, den eigenen Körper anzunehmen. Noch nicht ganz ausgewachsen und eventuell noch etwas ungelenk, schämen sich Jugendliche oft für ihre gefühlten Unzulänglichkeiten und eingebildeten Mängel. Ob zu groß, zu dünn, zu klein oder übergewichtig – alles, was vom Ideal, das uns die Medien diktieren, abweicht, kann vor allem bei jungen Menschen zu Komplexen führen. In diesem Alter zählt die Meinung der Peer-Group und nicht dazuzugehören und anders zu sein, tut doppelt weh. Judo, Aikido, Karate, Jiu Jitsu oder Taekwondo sind viel mehr als nur gesunde Bewegung! Diese Kampfsportarten helfen dabei, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und damit mehr Selbstbewusstsein zu erlangen. Gerade die asiatischen Kampfkünste lehren Disziplin und Selbstkontrolle, zwei essentielle Fähigkeiten für Heranwachsende. Im Unterricht erfährt der Schüler unmissverständliche Regeln und deutliche Grenzen. Das klar strukturierte Training gibt den Heranwachsenden Halt. Durch das für Asien typische Zeremoniell, in das die Trainingseinheiten eingebettet sind, lernen die Trainierenden sowohl Respekt vor dem Lehrer, als auch vor dem Gegner. Ein wichtiges Element der Formwahrung stellt dabei die Verneigung dar. Sie dient als Gruß, als Zeichen der Achtung sowie der Sammlung und Konzentration. Aggressive Jugendliche haben oft ein Problem mit Regeln. Sie können die Grenzen anderer nicht wahrnehmen, weil sie ihre eigenen Grenzen nicht kennen. Wer sich schwach und unterdrückt fühlt, wer sich gedemütigt und als Opfer fühlt, wer eine Wut im Bauch hat, der schlägt zu. Erfahren diese Außenseiter jedoch Achtung und Respekt in der Gruppe, verschwinden bald auch die Aggressionen. Im Kampfsport wird der Kontrahent als ebenbürtiger Gegner gesehen. Dies wird durch die Verneigung deutlich zum Ausdruck gebracht und geht den Übenden bald in Fleisch und Blut über.

„Wahres Budo dient nicht dazu, den Gegner zu zerstören; es ist viel besser, einen Angreifer geistig zu besiegen, so dass er seinen Angriff gerne aufgibt.“
(Morihei Ueshiba)

Besonders Aikido ist für das Anti-Gewalt-Training perfekt geeignet. Der Name dieser Kampfkunst kann in etwa mit „Der Weg zur Harmonie der Kräfte“ übersetzt werden. Aikido beschäftigt sich nicht mit dem offensiven Angriff, sondern ausdrücklich mit defensiven Abwehr- und Sicherungstechniken. Hier lernt der Schüler, Angriffe erfolgreich abzuwehren, indem er die Wucht des Gegners umlenkt. Die angreifende Energie wird dazu genutzt, den Gegner kurzzeitig angriffsunfähig zu machen, ohne ihm dabei Verletzungen zuzufügen. Hinter dem Sport steht der Gedanke einer defensiven und verantwortungsvollen Geisteshaltung. Genau diese Philosophie macht Aikido so wertvoll für Heranwachsende. Die friedfertige Kampfkunst lehrt, völlig ohne Gewalt auf den Angreifer zu reagieren. Vielmehr soll der Aikidoka seinem Gegner durch Absicherung die Möglichkeit geben, sich emotional zu beruhigen. Vielleicht wird der Kontrahent dann die Situation noch einmal überdenken und von weiteren Angriffen absehen. Aikido fordert also vor allem auch dazu auf, den Intellekt zu benutzen und gewaltfrei zu handeln.

Aber auch andere Kampfsportarten haben einen positiven Einfluss auf verhaltensauffällige Jugendliche und sind durchaus dazu geeignet, Aggressionen abzubauen und in konstruktive Energie umzuwandeln. Sogar Kickboxen, das einen vergleichsweise schlechten Ruf als eher brutaler Sport besitzt, kann einen positiven Einfluss auf den Trainierenden haben. Besonders Mädchen gewinnen beim Kickboxen Selbstvertrauen. Dieser Sport gibt die Möglichkeit, sich so richtig auszupowern und bietet Gelegenheit zum gefahrlosen Aggressionsabbau. Wichtig ist hier aber auf jeden Fall ein guter Lehrer, der auf ein faires Miteinander und die notwendige Disziplin achtet.

 

Wer stark ist, verletzt nicht

Kampfsport lehrt vor allem auch eines: Gelassenheit. Gelassenheit bedeutet innere Ruhe und die Fähigkeit, in heiklen Situationen gefasst zu bleiben. Sie ist das Gegenteil von nervöser Angst. Genau diese Gelassenheit ist es, die junge Menschen dringend brauchen. Denn Angst macht aggressiv. Angst lähmt. Sie macht blind und taub und unfähig, logisch zu denken. Nur, wer auch in Stresssituationen rational denken und besonnen handeln kann, ist wirklich stark. In der Kampfkunst sind Konzentration und Ruhe enorm wichtig. Ein klarer Kopf, gezielte, exakte Bewegungen und eine gute Köperbeherrschung sind hier gefragt. Jugendliche gewinnen durch das Erlernen einer Kampfsportart mehr Selbstbewusstsein. Deshalb sind sie in der Lage sicherer aufzutreten und strahlen Gelassenheit aus. Dies bringt ihnen Anerkennung in der Gruppe und führt dazu, dass sie keine Aggressionen mehr brauchen, um sich durchzusetzen.
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt beim Kampfsporttraining ist die Tatsache, dass das Training die Jugendlichen sozusagen von der Straße in den Turnsaal holt. Kampfkunst ist bei jungen Menschen angesehen, gilt als cool und wirkt daher attraktiv. So ist es nicht schwierig, den Heranwachsenden durch das regelmäßige Trainieren Struktur zu geben. Innerhalb der Gruppe entsteht mit der Zeit ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das durch respektvollen Umgang miteinander, worauf speziell bei den asiatischen Kampfkünsten geachtet wird, geprägt ist. So üben Mädchen und Jungen ganz nebenbei gewaltfreie Kommunikation. Da der Sport im Mittelpunkt steht, werden Regeln, Grenzen und das Gebot der Achtsamkeit nicht als Moralpredigt mit erhobenem Zeigefinger wahrgenommen, sondern gehören ganz einfach und selbstverständlich zum Kampfsport dazu. Das intensive Training fordert die Schüler körperlich und bietet einen idealen Ausgleich zum oft recht bewegungsarmen Alltag. Auch Jugendliche, die sich keineswegs für Sport begeistern, können sich der Faszination von Aikido oder Kung Fu kaum entziehen. Inspiriert von Legenden, Büchern und Filmen, möchte sie ihren Helden nacheifern und sind deshalb sehr neugierig auf Kampfsportarten. Aus dem anfänglichen Wunsch, den Gegner zu besiegen, kann zum Beispiel beim Aikido-Training die Gewissheit von Innerer Stärke und eine ruhige, gelassene Selbstsicherheit erwachsen. Und genau das ist das Schöne an der Kampfkunst: Sie macht mutig, ruhig und befreit von Angst und Aggressionen – was letztendlich zu emotionaler Stabilität und geistigem Frieden führt.

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